Ballade (Gestatteter Nachdruck (Originalausgabe von 1943, Bärenreiter, Kassel)) Heinrich Kaminski (* 4. Juli 1886 in Tiengen am Hochrhein; † 21. Juni 1946 in Ried in Oberbayern) war ein deutscher Komponist. Heinrich Kaminski wurde im Schloss Tiengen geboren. Er war der Sohn des altkatholischen Pfarrers Paul Kaminski, der aus Polen stammte und zunächst Katholischer Priester werden wollte, sich jedoch nach dem ersten Vatikanum für den Altkatholischen Glauben entschied. (Der Altkatholizismus nahm in Tiengen in der Zeit des Kulturkampfes einen großen Aufschwung; von 1874 bis 1883 bekam die Altkatholische Gemeinde die Pfarrkirche Maria Himmelfahrt zugesprochen). Seine Mutter war die Opernsängerin Mathilde Barro aus Heidelberg. Er besuchte die Schulen in Waldshut, Konstanz und das Altkatholische Internat in Bonn. Nach dem Abitur arbeitete er zunächst für kurze Zeit als Lehrling in einer Bank in Offenbach und begann 1906 ein Studium der Staatswissenschaften (Nationalökonomie) in Heidelberg. Die Begegnung mit Martha Warburg änderte diese Absicht. Sie erkannte seine musikalische Begabung und wurde zu seiner Förderin. Er erhielt ersten Klavierunterricht bei Johanna Elspermann und studierte ab 1907 Musiktheorie und evangelische Kirchenmusik bei Philipp Wolfrum. 1909 ging er nach Berlin und begann ein Musikstudium am dortigen Sternschen Konservatorium. Seine Lehrer waren Wilhelm Klatte, Hugo Kaun und Paul Juon in der Komposition und Klavier bei dem berühmten Pianisten Severin Eisenberger. In dieser Zeit entstanden seine ersten Kompositionen, das Quartett a-Moll für Klavier, Klarinette, Viola und Violoncello op.1b (1912) und das Streichquartett F-Dur (1913). 1914 nahm er seine Tätigkeit als Klavierlehrer in Benediktbeuern auf. Zeitgenossen und Freunde in dieser Periode waren unter anderem die Maler Emil Nolde sowie Franz Marc, dessen Frau er in dieser Zeit Unterricht im Klavierspiel erteilte. Zur Zeit des Ersten Weltkrieges war Kaminski unter anderem als Chorleiter und Kompositionslehrer tätig. Es folgten Kompositionsstudien bei Hugo Kaun. Später erhielt er eine Professur an der Preußischen Akademie der Künste in Berlin und wurde dort Leiter einer Meisterklasse für Komposition; er trat damit die Nachfolge von Pfitzner an. Seine bedeutendsten Schüler waren Carl Orff, Heinz Schubert und Reinhard Schwarz-Schilling. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten erschütterte Kaminski und veranlasste ihn zur Komposition einer „Messe deutsch“ nach eigenem Text, welcher die „Wirre Welt“ beklagt. Sein Vertrag in Berlin lief mit dem Jahre 1933 aufgrund seiner „politischen Gesinnung“ ohne Verlängerung aus und er ging zurück nach Benediktbeuern. Kaminskis Musik wurde im NS-Staat zunächst überwiegend positiv aufgenommen. Noch 1938 erhob die Reichsmusikkammer keine Einwände gegen seine weitere Mitgliedschaft. Am 24. Mai 1937 wurde im Rahmen der Reichsmusiktage ein Streichquartett Kaminskis uraufgeführt. Nach Meyers Lexikon 1939 galt er als „Moderner Komponist eigener Stilrichtung“. Auch während des Zweiten Weltkriegs wurden verschiedene seiner Werke verlegt und aufgeführt. Eine Überprüfung seiner Vorfahren – Kaminski wurde 1938 als „Halbjude“ eingestuft, 1941 wurde er zum „Vierteljuden“ erklärt – führte allerdings zu einem zeitweiligen Aufführungsverbot. Er sah sich mehrmals gezwungen zu fliehen, unter anderem nach Frankreich und in die Schweiz. Ende Februar 1943 bot Kaminski dem von der Gestapo verfolgten Mitglied der Widerstandsgruppe Weiße Rose, Alexander Schmorell, nach dessen Flucht aus Elmau für eine Nacht Unterschlupf. In den Jahren 1939 bis 1945 musste er den Verlust dreier Kinder beklagen. Heinrich Kaminskis Gesundheit verschlechterte sich in den letzten Kriegsjahren zunehmend. Er widmete seine gesamte Energie der Arbeit an seiner Oper „Das Spiel vom König Aphelius“. 1946 starb Kaminski im Alter von knapp 60 Jahren, kurz nachdem er das Werk hatte fertigstellen können.