Venezianische Bläsermusiken (Nach dem Seesieg bei Lepanto (1571) nahm die Prachtentfaltung zur Darstellung der Macht der Dogenstadt Venedig stetig zu. Ihre letzte große Steigerung begann mit der Wahl des Dogen Rimaldi Grimani (1596); die Stadtrepublik Venedig stand in den Jahren nach 1600 im Zenit ihrer Blüte. Während seiner Regierungszeit wurde die Stadt zum Hauptanziehungspunkt von Musikern. Begünstigt wurde der hohe Stellenwert der Musik durch die Verquickung von weltlicher und kirchlicher Macht: Die Musiker am Dom von San Marco waren Staats-, Stadt- und Kirchenmusiker in Personalunion. Diese Machtfülle und die damit verbundene Prachtentfaltung hatte in der Musik ihr Äquivalent zu finden. An San Marco wurde die Praxis des mehrchörigen Musizierens vor allem durch Andrea Gabrieli entwickelt und durch Giovanni Gabrielis klangprächtige Werke kraftvoll unterstrichen, die für viele Musiker in Europa zum Vorbild wurden. Einer der ersten Musiker, der von nördlich der Alpen nach Italien reiste, um diese neue Praxis persönlich kennenzulernen, war Hans Leo Hassler. Zusammen mit Giovanni Gabrieli studierte er bei dessen Onkel Andrea Gabrieli. Im Jahr 2012 jährt sich beider Todesjahr 1612 zum 400. Mal. Aus diesem Anlass wurde dieses Heft mit Werken beider Gabrielis und Hans Leo Hasslers konzipiert. Giovanni Gabrieli gab für viele seiner Werke explizit die Besetzung mit Violinen, Zinken, Posaunen und Violen an; deshalb gehören die hier versammelten Werke zum Kernrepertoire der Blechbläserensembles. Leider hat diese originale Bläsermusik in den letzten Jahren zu Unrecht kaum Berücksichtigung im Repertoire der Posaunenchöre und Blechbläserensembles gefunden. So mag das 400. Todesjahr von Giovanni Gabrieli und Hans Leo Hassler Anlass sein, diese klangprächtige Musik wieder neu zu entdecken und zum Leben zu erwecken. Die originale Satzstruktur der Kompositionen blieb unangetastet, gelegentlich wurden einzelne Töne hinzugefügt oder weggelassen. Damit die Ausführung der Werke durch Blechbläser, vor allem engagierte Laien, möglich wird, wurden Transpositionen vorgenommen. Die dynamischen Vorschriften sowie die Angaben zur Artikulation und Phrasierung stellen Vorschläge des Herausgebers dar. Die Kompositionen können mit Trompeten, Flügelhörnern, Posaunen, Hörnern und Tuba solistisch oder chorisch musiziert werden. Vorschläge zur Tempogestaltung wurden für jede Komposition hinzugefügt.