BACH changes... (Brandenburgisches Konzert Nr.2 + Nr.1 - Sei Lob und Preis mit Ehren - Canon duplex a 4 voci) (Frans Berglund - Barocke Naturtrompete & Zugtrompete - Historische Bearbeitungen für konzertierende Orgel und barocke Soloinstrumente) (Bach Changes: Brandenburgische Konzerte 1,2 und 4, Air u.a. in "historischen" Bearbeitungen von Eberhard Klotz für konzertierende Orgel und barocke Soloinstrumente. Ifo classics bei Schott music 2011. Gawain Glenton, Zink (Cornetto), Daniel Hauptmann, Barockvioline, Frans Berglund, Barocke Naturtrompete und Zugtrompete in alter Mensur, Thilo Muster an der Ahrend-Orgel (nach Gottfried Silbermann) der ehemaligen Jesuitenkirche in Porrentruy, Schweiz. (Die vorliegenden Einspielungen stellen wohl ein Unikum in der reichen Landschaft von Tondokumenten für Orgel mit (historischen) Soloinstrumenten dar. Es handelt sich hierbei um transkribierte Orchesterwerke aus Bachs Köthener Zeit, die in dieser Form und Besetzung noch nie eingespielt wurden, und keineswegs um eine jener sich wiederholenden Routineaufnahmen von hinlänglich bekannten Standardwerken des Repertoires. Als solche stellt das Dokument also unzweifelhaft eine hörenswerte Bereicherung für die Musikwelt dar. Das eröffnende "Allegro" (Ciaccona) für Orgel allein überrascht vor allem durch Musters überaus klare und deutliche Artikulationskunst, welche das polyphone Gewebe, gerade auch in den Mittelstimmen, deutlich hervortreten lässt. Unterstützt wir dieses Streben nach Durchhörbarkeit durch eine bewusst ausgewogene Registrierung der Orgel in Porrentruy, sowie eine gediegene Tempowahl. Das darauf folgende 1. Brandenburgische Konzert in der ungewöhnlich reizvollen Besetzung Cornetto und Orgel, erhält in dieser Version eine durchaus intime, kammermusikalische Prägung, die sich, wie es der Arrangeur im Begleittext ausdrückt, am klanglichen Ideal der Triosonaten Bachs orientiert. Dieses Ideal scheint hier, wie auch in den anderen eingespielten Konzertbearbeitungen, auf vollkommene Weise realisiert zu sein. Die beiden Ecksätze werden von Gawain Glenton souverän und in klangschöner Tongebung musiziert. Im konzertanten ersten Satz spielen sich Cornetto und Orgel die Motive und Figuren gegenseitig schwungvoll zu, dass es eine Freude ist zuzuhören. Der langsame Satz dieses Concertos für Orgel allein mit seinen ausgesprochen gewagten Dissonanzen, vom Interpreten bis in seine fast abgründige Tiefe ausgelotet, stellt eine willkommene Bereicherung der barocken Sololiteratur für Orgel dar. Im dritten Satz überwiegen wieder die konzertanten, spielerischen Momente, die von den beiden Interpreten sensibel und deutlich herausgearbeitet wurden. Die folgenden "Tanzsätze" sind musikalisch-poetische Kleinode und verlangen den Interpreten, etwa ähnlich der Charakterstücke Schumanns, eigene Einfälle und prägnante musikalische Ausdeutungen ab. Sehr reich erscheinen hier nun auch die stilistisch gekonnten Verzierungen und zeugen von der Aufmerksamkeit und der geistigen Auseinandersetzung der beiden Solisten sowohl mit der Transkription, als auch mit dem Original. Der anschließende Satz aus der Kantate "Jauchzet Gott in allen Landen" mit dem Choral "Sei Lob und Preis mit Ehren" erklingt hier in einer Version für Trompete und Orgel. Der Orgelpart erscheint als Trio, welches vom Organisten ein hohes technisches und künstlerisches Können abverlangt, das hier vom Interpreten in fast atemberaubender Leichtigkeit und einnehmender Weise bewiesen wird. Zu diesem Trio erklingt der Choral von der Trompete in edler und gleichwohl kraftvoller Tongebung gespielt. Das 4. Brandenburgische Konzert, in der Fassung für Orgel und barocke Solovioline eingespielt, überrascht durch das scheinbar mühelose Zusammenspiel der Musiker und liefert einen weiteren Beweis ihres virtuosen Könnens und Stilempfindens. Brillant leuchte hier der erste Satz in seinen musikalischen Symmetrien und virtuosen Einlagen der Violine, die vom Violinisten Daniel Hauptmann in meisterhaft-konzertanter italienischer Manier dargeboten werden. Der langsame Satz führt den Hörer in ein geradezu paradiesisches, weltentrücktes klangliches Licht. In ungebrochener konzertanter Spielfreude erklingt der letzte Satz, bei dem sich die Figuren und Motive geradezu jagen. Durch die Fassung von Klotz werden kontrapunktische Kombinationen deutlich, die im Original durch die Fülle der Orchesterstimmen in dieser Form bislang noch nicht hörbar wurden. Die weltbekannte "Air" aus der dritten Orchestersuite in einer Fassung für Orgel, wurde wohl eher mit Blick auf ein grösseres Publikum aufgenommen, und stellt innerhalb dieser CD einen Ruhepunkt dar. Aufmerksamkeit erweckt sie durch die phantasievollen, frei improvisierten Varianten der jeweiligen Wiederholungen, sowie durch die zarte Führung der mit Flötenregister gezeichneten Mittelstimmen der Transkription. Rein aufnahmegeschichtlich betrachtet, aufgrund der Vielzahl von Einspielungen der Air in den verschiedensten Besetzungen, wohl dennoch eher uninteressant. Den glanzvollen Abschluss bildet das 2. Brandenburgische Konzert in der beliebten Besetzung Trompete und Orgel. Barocke Pracht entwickeln die beiden Interpreten hier auf ihren historischen Instrumenten. Der Trompetenpart, bekannt und gefürchtet für seine aussergewöhnliche Virtuosität, wird von Frans Berglund in der gewünschten Leichtigkeit und Treffsicherheit zu Gehör gebracht, und man möchte angesichts der Wärme und des Obertonreichtums der barocken Naturtrompete das Konzert wohl kaum noch auf der durchdringenden, schneidenden modernen Trompete hören, deren Klang gerade den ersten, marschartigen Satz dieses Concertos oft zu einer Art Jahrmarktsmusik werden lässt. Der langsame Satz, wieder für Orgel allein, wird in einem geradezu kontemplativen inneren Hören des Organisten Thilo Muster vor dem Hörer ausgebreitet. Glücklich scheint hier auch die Wahl des Tempos dieses von Bach mit "Andante" überschriebenen Satzes zu sein-wird dieser Satz doch zu häufig in einem Adagio-Tempo vorgetragen, wodurch er sentimental und ermüdend wirkt. Der letzte Satz (Allegro assai) liefert wieder ein Zeugnis für das sensible Zusammenspiel der beiden Musiker, durch welche die Töne in perlendem Glanz nur so dahinfliessen. Hier hätte die Oberstimme der Orgel wohl gegenüber der Trompete noch eine etwas kräftigere Zeichnung vertragen, die vielleicht auch durch eine andere Platzierung des Mikrofons hätte erreicht werden können. Allerdings konzertieren in Bachs Originalfassung auch die Stimme einer Soloblockflöte neben der einer Trompete. Der abschliessende Canon Duplex in einer Bearbeitung für Cornetto, Violine, Trompete und Orgel führt alle vier beteiligten Künstler zusammen und bildet einen würdevollen Ausklang dieser Aufnahme. Zusammenfassend eine durchaus hörenswerte Produktion, eingespielt von vier "denkenden", im internationalen Konzertleben stehenden Musikern, die eine grosse Farbigkeit und klangliche Abwechslung bietet, nicht zuletzt wohl auch durch die kunstvollen, oft in fast klassizistischer Durchsichtigkeit gehaltenen Transkriptionen, welche auch die Orgel von einer ganz anderen klanglichen Seite her beleuchten, und sie so einer grösseren Hörerschaft näher bringen können: jenseits der oft harten und abweisenden Klänge dieses an sich so wundervollen Instruments. Joachim Scherrer, Roggenburg im Dezember 2011)
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