Divertimento (Posaunen/Tuba) „Divertimento” – ein musikalisches Vergnügen, das schon im 18. Jahrhundert Musiker und höfisches Publikum gleichermaßen erfreute, bei dem jedoch zumeist keine Blechbläser mitwirkten. Im vorliegenden Divertimento, explizit für Blechbläser komponiert, bilden musikalische Ideen Ludwig van Beethovens die Ausgangspunkte für vier Sätze unterschiedlichen Charakters: Diese greifen Motive aus Beethovens 4. Klavierkonzert (I), der 7. Sinfonie und der Klaviersonate op. 109 (II), der 4. Sinfonie (III) sowie dem Marschaus „Fidelio” (IV) auf. Eine Komposition für Blechbläser mit explizitem Bezug zur Musik Ludwig van Beethovens mag aus mindestens zwei Gründen heikel erscheinen. Zum einen hat das künstlerische Vorbild Beethoven schon so manchen Komponisten verschreckt: Selbst Johannes Brahms empfand zeit seines Lebens den gewaltigen Schatten Beethovens als einschüchternd. Dessen übermächtiges Vorbild lässt sich jedoch nicht auf kompositorische Details, auf besondere harmonische Wendungen oder melodische Einfälle reduzieren. Beethovens Originalität liegt vielmehr in der Gesamtkonzeption jedes einzelnen seiner Werke, die sich durch eine so starke Individualität auszeichnen, dass ein Komponieren „im Stile Beethovens” fast unweigerlich zur Parodie bestimmter Werke gerät. Zweitens existieren von Beethoven – bis auf die Equali für Posaunen – keine Werke für Blechbläserensembles, und es wäre auch verwunderlich, wenn es solche gäbe: Zwar reicht die Geschichte der (Blech-)Bläserensembles durchaus in frühere Epochen zurück. Das moderne Instrumentarium war jedoch zu Beethovens Lebzeiten noch ebenso in Entwicklung begriffen wie die speziellen Besetzungen, die wir heute als Blechbläserensemble bzw. Posaunenchor kennen. Die Leitgattungen der Wiener Klassik hatten mit reinen Blechbläserbesetzungen nichts zu tun. In Sinfonie, Oper und Konzert sind Hörner, Trompeten und (gelegentlich) Posaunen meist Teil einer größeren, von Streichern dominierten Besetzung. In der Kammermusik der Beethovenzeit spielen Blechblasinstrumente (jedenfalls Trompete und Posaune, erst recht die Tuba) keine Rolle, und zu Beethovens Klaviermusik gibt es keine vergleichbaren Werke für Blechblasinstrumente. Die vorliegende Komposition reagiert spielerisch auf diese Herausforderungen, indem sie dieBlechbläserbesetzung dort ansiedelt, wo sie zur Beethovenzeit am ehesten zu vermuten gewesen wäre: eben im Divertimento. Die musikalischen Ideen Beethovens führen hier unter Verzicht auf jedes klischeehafte Pathos ein bescheidenes Doppelleben. Beethoven, der „Meister, der die Klaviere zertrümmert, bei dem es Mühlsteine regnet” (E. Bloch) hat sich gewissermaßen zum Heurigen begeben.